When you say nothing at all - Picards und Crushers Beziehung im Wandel der Zeit
Dieser Artikel ist erschienen in der deutschen Übersetzung des Romans Death in Winter (Tod im Winter), Cross Cult 2009.
„Jean-Luc, don’t push it away. When I said ‘Jack’ I felt this sudden wave of…something.“
Manchmal gibt man sich ein ehernes Versprechen, ein Geheimnis für sich zu bewahren – vielleicht ein ganzes Leben lang. Und doch kann es passieren, dass einen das eigene Schweigen einholt. So in der Art dürfte es Jean-Luc Picard ergangen sein, als er im Rahmen einer unverhofften Mission neural mit Beverly Crusher verbunden worden war. Beide konnten ihren gegenseitigen Gedanken lauschen, und Picards Geheimnis war fortan keines mehr.
Dem besten Freund zuliebe
Der Grund für sein Jahrzehnte währendes Verheimlichen der eigenen Gefühle für Beverly war vor allem ein moralischer gegenüber seinem besten Freund, Jack Crusher, der unter Picard auf der U.S.S. Stargazer diente. Und doch konnte sich Picard ein starkes Unbehagen nicht verkneifen, als er Beverly bei ihrer Hochzeit zum Altar führte, wo ein anderer Mann auf sie wartete. Jahre begannen für ihn, in denen er vehement versuchte, seines Freundes wegen nichts sagend zu erdulden.
Als Jack auf einer Stargazer-Mission ums Leben kam, wollte Picard das Andenken an ihn nicht veruntreuen, indem er sich Beverly anvertraute. Im Gegenteil: Gerade jetzt floh er vor seinem Eingeständnis mehr denn je zuvor. Nicht zuletzt deshalb, weil er fürchtete, er könnte sich zu etwas hinreißen lassen, jetzt, wo Jack nicht mehr da war und es keine Sicherheitsgarantie mehr gab. Zu dem Zeitpunkt, als Jack verstorben und der gemeinsame Sohn der Crushers, Wesley, gerade ein paar Jahre alt war, brach Picard aus Angst den Kontakt zu Beverly ab.
Wiedersehen und Neuanfang
2364 kam es zu einem unerwarteten Wiedersehen, als er das Kommando der U.S.S. Enterprise-D übernahm. Zunächst fiel es ihm schwer, mit seiner Chefärztin zusammenzuarbeiten, doch mit der Zeit gewöhnte er sich an ihr neues Verhältnis. Im Laufe der Jahre entkrampfte sich Picards anfängliche Zurückhaltung: Es wurde normal, dass Beverly und er jeden Morgen miteinander frühstücken und sich über Gott und die Welt unterhalten, und er schätzte ihre Gegenwart als gute Freundin. Zudem förderte Picard ihren Sohn Wesley maßgeblich und entwickelte sich zu dessen Fürsprecher.
Dann, im siebten Missionsjahr der Enterprise, ereignete sich ein denkwürdiger Zwischenfall. Picard und Beverly beamten auf den Planeten Kesprytt, welcher sich um eine Mitgliedschaft in der Föderation bewarb. Dort gerieten sie jedoch in einen Konflikt zwischen zwei verfeindeten indigenen Spezies, die in Bezug auf eine Föderationsmitgliedschaft unterschiedliche Ziele verfolgten. Picard und Beverly erhielten Implantate, die den Einen an den Anderen fesselten und eine telepathische Verbindung generierten. Auf diesem Weg erfuhr Beverly schließlich von seinen Gefühlen für sie. Am Ende der Mission erwog Picard sogar, eine Beziehung mit ihr anzufangen, jetzt, da sie die Wahrheit erfahren hatte. Doch es war Beverly, die dies ablehnte, weil ihr die Freundschaft zu ihrem Captain zu wichtig geworden war.
Ausbrüche
Trotz Beverlys Entscheidung veränderte sich ihr Verhalten gegenüber Picard recht bald. In Situationen, wo sie merkte, dass er sie brauchte, übersprang sie einstige Grenzen der Kollegialität und Freundschaft. Dennoch kam es nie zu einer richtigen Liebesbeziehung. Beverly und Picard pflegten ein Verhältnis, das sich im Fluss, an der Grenze zwischen Freundschaft und Romanze, befand. Diese Entwicklung war aber keine stetige, denn Picard hatte 2375, Jahre später, noch eine Affäre mit der Ba’ku Anij. Dagegen schien Beverly keine Einwände zu haben, da sie ihre Rolle offenbar immer noch in erster Linie als Picards Freundin verstand. Möglicherweise wartete sie aber auch ab einem gewissen Zeitpunkt darauf, dass Picard sich zu ihr bekannte.
Anders scheint sich kaum erklären zu lassen, warum sie 2379 ein Angebot der Sternenflotte akzeptierte, die Leitung der Medoabteilung im Hauptquartier zu übernehmen. Picard ließ sie gehen, wurde sich aber kurz darauf im Klaren, wie wenig er mittlerweile ohne sie leben kann. Als Beverly Ende desselben Jahres von der Sternenflotte als mutmaßlich auf der romulanischen Grenzwelt Kevratas getötet eingestuft wird, klammert sich Picard an die Hoffnung, dass sie noch lebt – und trifft eine Entscheidung, bei der plötzlich alles außer ihr keine Bedeutung mehr hat. Endlich findet er die Gelegenheit, zu seinen Gefühlen zu stehen, ohne sich noch vor Jack schuldig fühlen zu müssen.
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