2151-55: Erste Klingonenkontakte
Aufgrund des Temporalen Kalten Kriegs (2151-54) ereignet sich die Erstbegegnung zwischen Menschen und Klingonen deutlich früher als in der ursprünglichen Zeitlinie geschehen. Dadurch kommt es bereits im 22. Jahrhundert zu verschiedenen Begebenheiten, die deutliche Spannungen im Vorfeld der Föderationsgründung verursachen.
HintergrundÜber den Temporalen Kalten Krieg ist nicht viel bekannt geworden. Offenbar führten verschiedene zur Zeitreise und/oder temporalen Projektion fähige Fraktionen, die größtenteils aus der Zukunft kommen, im mittleren 22. Jahrhundert eine Art von Stellvertreterkrieg. Ziel waren Eingriffe in den Verlauf der Zeitlinie zur Begünstigung der eigenen Ziele und Interessen. Obwohl dieser Zeitkrieg schließlich beendet werden konnte, ohne dass die Zeitlinie ernsthaften Schaden nahm, ergaben sich aufgrund des Temporalen Kalten Kriegs einige (beabsichtigte und unbeabsichtigte) Interventionen, die sich auf den Gang der historischen Ereignisse auswirkten.
Eine dieser Auswirkungen bezieht sich auf den Erstkontakt zwischen Menschen und Klingonischem Reich. Hatte in der ursprünglichen Zeitlinie, vor der Einmischung temporaler Agenten und dergleichen mehr im Temporalen Kalten Krieg, die erste offizielle Begegnung mit den Klingonen erst im Jahr 2218 stattgefunden, kam es nun bereits zwischen 2151 und 2155 zu mehreren Kontakten.
Erster KontaktUm das Jahr 2150 herum war das Klingonische Reich tief zerrüttet und in mehrere konkurrierende Fraktionen gespalten; ein Bürgerkrieg drohte. Um diesen Bürgerkrieg möglichst zum Ausbruch zu bringen, verübte die Suliban-Cabal (eine Konfliktpartei im Temporalen Kalten Krieg) versteckte Angriffe auf Qo’noS und im ganzen Reich und versuchte diese Anschläge unterschiedlichen klingonischen Häusern in die Schuhe zu schieben. 2151 sollte der klingonische Kurier Klaang im Auftrag des Hohen Rats Beweise sammeln, wer hinter den Attacken steckte. Im Zuge seiner Mission erhielt Klaang Informationen über den Zeitkrieg sowie die konkreten Pläne zur Auslösung des Bürgerkriegs von der abtrünnigen Cabal Sarin zugespielt, die in seiner DNS codiert wurden. Als er sich bereits auf dem Rückweg nach Qo’noS befand, wurde er von Mitgliedern der Cabal verfolgt und sein Schiff so stark beschädigt, dass er es in Oklahoma auf der Erde notlanden musste.
Dieses Ereignis war der erste Kontakt zwischen Klingonen und Menschen. Captain Jonathan Archer bot an, Klaang zur klingonischen Heimatwelt zurückzubringen. Dies war für ihn Mittel zum Zweck, um einen Anlass zu haben, mit dem neuen Sternenflotten-Flaggschiff und ersten Warp-fünf-Raumer der Erde, der Enterprise NX-01, zur ersten Tiefenraummission der Menschheit aufzubrechen. Obgleich die vulkanischen Partner, vertreten durch Botschafter Soval, diese Vorgehensweise als problematisch erachteten, da sie ein Missverständnis mit den Klingonen befürchteten, setzte sich Archer durch und erhielt vom Sternenflotten-Oberkommando die Genehmigung zum Start.
Während des Fluges nach Qo’noS überschlugen sich die Ereignisse. Klaang wurde von den Cabal entführt und die Enterprise in den Temporalen Kalten Krieg hineingezogen. Im Zuge einer nicht ganz einfachen Mission, die durch verschiedene Systeme führte, gelang es Archer und seiner Crew, Klaang zurückzuholen und tatsächlich auf Qo’noS abzuliefern. Obwohl die Menschen den Klingonen geholfen haben, die Pläne der Cabal, das Reich zu destabilisieren, zu vereiteln, warnte Kanzler M’Rek die Menschen, sich nicht mehr in klingonische Angelegenheiten einzumischen. Auch die Vulkanier erneuerten ihre Warnung vor der aggressiven Haltung der Klingonen.
Steigende KonfliktkurveTrotz dieser durchaus hoffnungsvollen Erstbegegnung zwischen Menschen und Klingonen ereigneten sich in den kommenden Monaten und Jahren weitere Begegnungen, die schnell deutlich machten, dass die klingonische Kultur – wie von den Vulkaniern nachdrücklich betont – so andersartig ist, dass schnell Missverständnisse mit den Menschen aufkommen können. Beispielsweise fand die Enterprise im Sommer 2151 ein auf einen Gasriesen zutreibendes klingonisches Schiff der Raptor-Klasse, dessen Besatzung größtenteils ohnmächtig war. Wie sich herausstellte, hatten die Klingonen nach einem Raubzug erbeutetes xarantinisches Bier zu sich genommen, das bei ihnen jedoch toxisch wirkte und die Crew außer Gefecht setzte. Die Enterprise wollte helfen, den Raptor aus seiner Notlage zu befreien. Die Klingonen interpretierten das Eingreifen der Sternenflotte jedoch als Angriffs- und Eroberungsversuch und schickten Verstärkung. Auch bei anderen Gelegenheiten wurden Drohungen in Richtung der Sternenflotte ausgesprochen. Oft genügte es, dass ein irdisches Schiff sich zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Die klingonischen Schiffskommandanten offenbarten ein beträchtliches Maß an Misstrauen, Xenophobie und Gewaltbereitschaft.
Zu einem größeren Konflikt kam es Ende 2152. Captain Jonathan Archer verhinderte die Zerstörung eines angeblichen Rebellenschiffes aus der Arin’Sen-Kolonie, einem der Grenzprotektorate des Reichs. Zu diesem Zweck überlistete er den klingonischen Kreuzer Bortas, dessen Captain - einem Mann namens Duras - daraufhin das Kommando entzogen wurde. Archer hatte eine völlig andere Wahrnehmung der Sachlage. Er argumentierte, Flüchtlingen aus einem der ausgeplünderten Besatzungsgebiete des Reichs zu helfen, die halb verhungert und zu Unrecht von der Bortas gejagt wurden, welche sie mutmaßlich eliminieren wollte. Archer wurde daraufhin vor einem klingonischen Gericht auf Narendra III angeklagt, weil er beschuldigt wurde, Feinden des Reichs geholfen zu haben. Trotz vehementen Einsatzes seines Verteidigers Koloss wurde Archer für schuldig erklärt und verurteilt. Zusammen mit Koloss, der während der Verteidigung die ihm zugestandenen Grenzen übertreten hatte, wurde er nach Rura Penthe verbannt, konnte jedoch nach einigen Tagen des Aufenthalts von der Enterprise befreit werden und fliehen.
Seitdem war auf Archer im Klingonischen Reich und darüber hinaus ein Kopfgeld ausgesetzt. Duras, der aufgrund der Arin’Sen-Flüchtlinge nicht nur eine schwere Konfrontation mit Archer gehabt hatte, sondern auch in Ungnade gefallen war, setzte sich zum Ziel, den Captain der Enterprise ins Reich zurückzubringen und seine Ehre so wiederherzustellen. Mit seinem Bird-of-Prey unternahm er mehrere Angriffe auf Archer und sein Schiff. Kurz bevor die Enterprise ihre Mission in der Delphischen Ausdehnung beginnen konnte, versuchte Duras mit einer kleinen Flotte, Archers Übergabe zu erpressen. Als dieser sich weigerte, versuchte Duras, die Enterprise zu zerstören. Dank eines geschickten Manövers gelang es der Enterprise jedoch, Duras‘ Bird-of-Prey zu überlisten und zu vernichten.
Im Jahr 2154 kaperte eine Gruppe menschlicher Augments einen klingonischen Bird-of-Prey und exekutierte die Besatzung. Der Vorfall führte zu einer akuten Kriegsgefahr. Auf dem Höhepunkt der Augment-Krise gab es Berichte über klingonische Kriegsschiffe, die in direkter Nähe der von Menschen besiedelten Proxima-Kolonie auftauchten. Um einen Krieg mit dem Klingonischen Reich zu verhindern, wurde die Enterprise mit der Suche nach den Augments betraut. Die Vorgabe lautete, den Bird-of-Prey entweder zu bergen und dem Reich zu überstellen oder ihn zu zerstören. Nachdem die Augments tödliche Viren von der Forschungsstation Cold Station 12 gestohlen hatten, wollten sie diese auf der klingonischen Qu’Vat-Kolonie zum Einsatz bringen, um so einen Krieg zwischen Menschen und Klingonen auszulösen. Der Enterprise gelang es, das Vorhaben zu vereiteln und den Raubvogel samt Augments zu zerstören. Dies war bereits das zweite klingonische Schiff, das von einem Sternenflotten-Schiff vernichtet wurde.
In den kommenden Monaten barg die Führung der Qu’Vat-Kolonie aus den Trümmern des zerstörten Bird-of-Prey übrig gebliebenes DNA-Material der Augments. Auf eigene Faust entschied der Gouverneur, General K’Vagh, ein Militärexperiment zu starten und gedachte mithilfe des klingonischen Arztes und Wissenschaftlers Antaak klingonische Augments zu züchten, um so über Krieger mit überlegenen physischen Attributen zu verfügen. Versehentlich wurde aber eine tödliche Seuche hervorgebracht, das sogenannte Augment-Virus, welche nun die Existenz des Reichs bedrohte. Doktor Phlox von der Enterprise und Antaak fanden letztlich ein Heilmittel und konnten die Seuche bekämpfen. Leider war eine Begleiterscheinung, dass die infizierten Klingonen und ihre Nachfahren nun ein menschenähnliches Erscheinungsbild hatten. Die Erschaffung dieser Subspezies (QuchHa’; mehr zu den Hintergründen in meinem Roman Interlude) war eine Folge, die die klingonische Gesellschaft rund ein Jahrhundert lang beschäftigen und tiefgreifende Umwälzungsprozesse nach sich ziehen würde.
Vorübergehende Beendigung der KonflikteIm Zuge einer von Sektion 31 angestoßenen Geheimoperation verhalfen Archer und seine Besatzung Ende 2155 dem ehemaligen Strafverteidiger Koloss, der inzwischen zum Oppositionellen aufgestiegen war und eine Bewegung hinter sich geschart hatte, neuer Kanzler des Klingonischen Reichs zu werden. Koloss ermöglichte den QuchHa’ die gesellschaftliche Anerkennung und leitete eine Phase der Konsolidierung ein. Obwohl er die zunehmende Radikalisierung einer panklingonischen Bewegung auf Qo’noS, die nach territorialer Arrondierung dürstete, langfristig nicht verhindern konnte, verhielt sich das Klingonische Reich durch seinen mäßigenden Einfluss als neuer Kanzler bis in die 2170er Jahre ruhig und konzentrierte sich nahezu ausschließlich auf innere Angelegenheiten.
Dies war für die Koalition der Planeten lebenswichtig, denn so konnte sie sich voll und ganz auf den romulanischen Kontrahenten konzentrieren, mit dem ein Krieg immer unausweichlicher schien und tatsächlich im Jahr 2156 ausbrach. Die Klingonen würden erst in der ersten Hälfte des 23. Jahrhunderts als Bedrohung der Föderation wieder auf den Plan treten. Es kam vorerst zu keinen weiteren Kontakten.
EinordnungDurch die Intervention des Temporalen Kalten Kriegs trafen Menschen und Klingonen anstatt 2218 bereits 2151 und damit erheblich früher aufeinander. Dies setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, die mehrere Wiederbegegnungen bereithielten und die Beziehungen der Vereinigten Erde und des Klingonischen Reichs kleineren und größeren Belastungstests unterzogen. Die wohl herausragendsten davon sind die Entführung eines Birds-of-Prey durch menschliche Augments, die entgleisten klingonischen Militärexperimente mit der aus dem Bird-of-Prey-Wrack geborenen Augment-DNA sowie Duras‘ Jagd hinter Captain Jonathan Archer.
Aufgrund der Komplexität von temporalen Eingriffen lässt sich nicht genau sagen, inwiefern dieser verfrühte Kontakt von Erde und Qo’noS den weiteren Verlauf der Geschichte veränderte. Auf den ersten Blick scheint dies nicht der Fall zu sein. Auf den zweiten Blick könnte es sein, dass die Klingonen durch die Auseinandersetzungen, die sie mit der Erde im mittleren 22. Jahrhundert hatten, später noch stärker auf die Menschen als Feindbild fokussiert waren, da sie bereits vor Gründung der Föderation mit den Menschen aneinandergeraten waren. Andererseits schienen die Klingonen auch in der ursprünglichen Zeitlinie die Menschen als ihre Hauptantagonisten innerhalb der Föderation auszumachen und nicht etwa Vulkanier oder Andorianer. Insofern bleibt die Frage, welche bleibenden Folgewirkungen die durch den Temporalen Kalten Krieg zustande gekommenen Erstkontakte mit Klingonen zwischen 2151 und 2155 bewirkten, ein Gegenstand von Spekulationen.
Was Koloss betrifft, so war sein Aufstieg zum Kanzler eine indirekte Folge des Zeitkriegs. Möglicherweise war er das ‚ausgleichende‘ Element, das in den Beziehungen zwischen der jungen Föderation und den Klingonen wieder Ruhe einkehren ließ und die Wogen bis Anfang des 23. Jahrhunderts glättete. So wurden die eigentlichen Auseinandersetzungen trotz des vorgezogenen Erstkontakts erst in der Weise virulent, wie sie im ursprünglichen Verlauf der Zeitlinie angelegt gewesen waren. Referenz
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