2379-81: Krise um RomulusIm Herbst 2379 ereignet sich ein Staatsstreich auf Romulus. Dieser geht rasch über das Maß einer unter Romulanern nicht ungewöhnlichen politischen Neuaufstellung hinaus. Tatsächlich mündet der Putsch in eine der größten innenpolitischen Krisen in der Geschichte des Romulanischen Sternenimperiums, die 2381 zwar beendet werden kann, die bisherigen politischen Realitäten des Riesenreichs jedoch nachhaltig auf den Kopf stellt.
HintergrundÜber die Jahrhunderte hinweg gehörte es zur politischen Normalität auf der romulanischen Heimatwelt, dass Intrigen und Ränkespiele zu einem ständigen Wechsel der Regierungen und des außenpolitischen Kurses führten. So ereignete sich im Jahr 2365, unmittelbar nach Beendigung der zweiten romulanischen Isolationismusphase (2311, 2311-71), ein abrupter politischer Neuanfang, bei dem Hardliner um den aufstrebenden jungen Prokonsul und späteren Prätor Neral die Macht im Sternenimperium übernahmen. Dies führte zu einer mehrjährigen Bedrohungssituation für die Föderation mit einer Reihe brisanter Zwischenfälle um und in der Neutralen Zone (2364-74).
Kurz nach dem Ende des Dominion-Kriegs (2373-75) gelangte auch Nerals Herrschaft an einen Schlusspunkt, und ein neuer Prätor namens Hiren erlangte zusammen mit seiner politischen Gruppierung die Macht. Hirens Regentschaft war zurückhaltender und weniger aggressiv gegenüber der Föderation als Nerals erste Regierungsjahre. Doch sie währte nur wenige Jahre.
Im September 2379 nahm im Sternenimperium ein erneuter Staatsstreich seinen Lauf, allerdings einer der ungewöhnlichen Sorte. Der Remaner Shinzon, Anführer einer kleinen Gruppe freier remanischer Soldaten, die sich im Krieg gegen das Dominion verdient gemacht hatten, schmiedete zusammen mit der aufstrebenden Senatorin Tal‘Aura und Commander Suran, einem einflussreichen Befehlshaber in der imperialen Flotte, einen Pakt, den Senat unter Prätor Hiren zu eliminieren. Mittels eines gezielten Thalaron-Anschlags wurde dieses Ziel letztlich in die Tat umgesetzt.
Spekulationen über Umstände, Motive und HintermännerDie Motive waren sehr verschieden gelagert. Während sich Tal‘Aura am Putsch beteiligte, weil sie selbst nach mehr Macht und Einfluss strebte, verfolgte Suran das Ziel, der imperialen Flotte in einem zukünftigen Senat stärkeres Gewicht zu geben. Shinzon, der sich nach dem Coup d'État selbst zum neuen Prätor ausrief, wollte eine Befreiung des remanischen Volkes erreichen, das seit etlichen Jahrhunderten von den Romulanern als Arbeitskraft in den Dilithiumminen auf seiner eigenen Welt versklavt worden war.
Tal’Aura und Suran (zeitweilig unterstützt durch seine einstige Schülerin Commander Donatra) waren zwar die prominentesten Unterstützer Shinzons, doch darf vermutet werden, dass es eine Reihe wichtiger Hintermänner und Strippenzieher gab, die aus dem Hintergrund den Staatsstreich erst möglich machten. So wird etwa vermutet, dass der Tal’Shiar-Vorsitzende Koval, der selbst jahrelang mit den Regierungen Nerals und Hirens im Clinch war, ein Interesse daran hatte, das politische System aufzumischen und so selbst mehr Einfluss zu gewinnen. Auch gibt es Spekulationen, dass die Minengilde, in der nicht nur Romulaner, sondern auch Remaner arbeiteten, in den Umsturz involviert war.
Die ScimitarAm rätselhaftesten ist jedoch das Auftauchen und die Instrumentalisierung des gewaltigen Superschlachtschiffs namens Scimitar durch Shinzon. Ohne dieses beispiellose Schiff hätte der Putschist seine Machtübernahme nicht absichern können. Zwar behauptete Shinzon später, er sei mindestens in die Fertigstellung der Scimitar „an einem geheimen Ort“ verwickelt gewesen, doch kann man Zweifel an dieser Aussage hegen. Die Scimitar verfügte über Eigenschaften, Energie- und Technologieressourcen, wie sie romulanische Schiffe bislang nicht besessen hatten. Auch ihr Erscheinungsbild war von grundsätzlich abweichender Art. Daher wird inzwischen eher davon ausgegangen, dass Shinzon sich der Scimitar bemächtigte. Einige glauben, dass das Schiff ursprünglich gar nicht von Militäringenieuren im romulanischen Reich gebaut worden war, sondern ihre Komponenten von einem oder mehreren anderen Völkern stammten.
Eine andere These geht davon aus, dass Commander Suran (und mit ihm Teile des imperialen Flottenkommandos) längst einen Putsch im Sinn gehabt hatte und daher im Geheimen (womöglich unterstützt durch den Tal’Shiar) den Bau eines Superschlachtschiffes ins Werk gesetzt hatte, das – unter Umgehung jeglicher Abrüstungsabkommen – unter anderem über tödliche Thalaron-Bewaffnung und eine nahezu perfekte Tarnvorrichtung verfügte. In einem solchen Fall kann nur darüber spekuliert werden, wie die Entwicklung und derart rasche Produktion dieses Prototyps überhaupt möglich gewesen war. Möglicherweise hatte Suran die Scimitar an Shinzon übergeben, weil er ihn als Werkzeug benötigte oder ihn als vertrauenswürdig erachtete. Sollte dies seine Einschätzung gewesen sei, so bewies Shinzon nach kurzer Zeit, dass er seine romulanischen Mitverschwörer nur benutzt hatte.
Shinzons VerratEs zeigte sich, dass die unheilige Allianz zwischen dem remanischen Aufständischen und Teilen der romulanischen Politik und Navy Episode bleiben sollte. Unmittelbar nach seiner blutigen Machtübernahme stellte sich heraus, dass Shinzon nicht die Absichten verfolgte, die er vorgegeben hatte. Anstatt auf einen Konsens mit Tal‘Aura und Suran hinzuarbeiten, strebte er nach Rache, vor allem wegen des individuellen Leids, welches er erfahren hatte, und auf eine rasche Demonstration seiner gewonnenen Macht. Zu diesem Zweck intendierte er einen Thalaron-Schlag gegen das Herz der Föderation, die Erde.
Gemeinsam mit zwei romulanischen Norexan-Flaggschiffen, kommandiert von Commander Suran und Commander Donatra, gelang es der U.S.S. Enterprise, NCC-1701-E, unter dem Befehl von Captain Jean-Luc Picard Shinzon im Bassen-Bruch nahe der Neutralen Zone unter großen Verlusten aufzuhalten und zur Strecke zu bringen. Diese gemeinsame Operation schien zunächst die Bande zwischen Föderation und Sternenimperium zu festigen, die seit dem Dominion-Krieg formell Alliierte waren.
Weiterer VerlaufShinzons rascher Tod – man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Sechs-Tage-Prätor – hinterließ ein immenses Machtvakuum im Sternenimperium. Da der Großteil der politischen Eliten aufgrund eines radikalen Anschlags eliminiert worden war, witterten zahlreiche Fraktionen die Möglichkeit zur Machtergreifung. Letztlich gelang es aber Senatorin Tal‘Aura, sich an die Spitze der Entwicklung zu stellen und zur neuen Prätorin ausrufen zu lassen. Damit jedoch war der innenpolitische Krieg um die Macht noch gar nicht entbrannt: Ein offener Streit um das zukünftige Selbstbild des romulanischen Reichs und seiner innen- wie außenpolitischen Architektur eskalierte zum Anbruch des Erdenjahres 2380.
Alle relevanten politischen Gruppierungen begannen mit Intrigen und Ränkespielen, nicht zuletzt gegen Tal‘Aura selbst. Konservative Tür- und Ecksteher beabsichtigten eine Renaissance klassischer Rihannsu-Werte, der immer weiter zurückgedrängte Tal‘Shiar wollte wieder zu seinem Recht kommen, auch die imperiale Flotte forderte mehr Einfluss nach einem bereits gescheiterten Versuch. Hinzu kam die Vereiniger-Bewegung, angeführt vom legendären Föderationsbotschafter Spock, die eine Möglichkeit zu erkennen glaubte, endlich aus dem Schatten zu treten und sich im öffentlichen Diskurs auf Romulus etablieren zu können, um ihre Ziele der Annäherung von Vulkan und Romulus voranzutreiben. Außerdem trat die Nachfolge von Shinzon ein gewisser Colonel Xiomek an, welcher die remanische Freiheitsbewegung nach dessen Tod übernommen hatte. Xiomek forderte, jetzt mehr denn je, die Befreiung von Remus.
Nicht genauer eingegangen werden kann an dieser Stelle auf zahlreiche Brandherde in peripheren romulanischen Kolonien, über Dekaden hinweg unterdrückt und ausgebeutet, die aus der Erhebung Shinzons und der Remaner ihren eigenen rechtmäßigen Anspruch auf Freiheit ableiteten. Dies waren Welten wie Daasid, B'jerrek, Sefalon und Kevratas. Die dortigen politischen Aufstände, die sogar einen kompletten Austritt aus dem romulanischen Herrschaftsgebiet zum Ziel hatten, wurden von Tal‘Aura und ihrem neuen Stellvertreter Tomalak mit Repressions- und Vergeltungsmaßnahmen niedergeschlagen. Eine große innenpolitische Polarisierung ergab sich, als die liberale Commander Donatra mit den ihr loyalen Verbänden sich auf die Seite der besagten Kolonien schlug und den offenen Schlagabtausch mit der prätorialen Flotte suchte.
Durchbruch in der remanischen Frage und Zerfall des ImperiumsIm Zuge einer komplizierten Phase von Verhandlungen und kritischen Temporärlösungen, die von der Sternenflotte auf Anfrage Tal‘Auras hin organisiert wurden, gelang schließlich die Beantwortung der Remaner-Frage in langfristiger Sicht: Hierbei erklärte sich unter Vermittlung der Föderation das Klingonische Reich Anfang 2381 bereit, im Kavrot-Sektor ein semi-autonomes Protektorat mitsamt einem Klasse-M-Planeten namens Klorgat IV zur Verfügung zu stellen, wohin die gesamte Bevölkerung von Remus in den kommenden Jahren transferiert werden sollte, um von nun an ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung führen zu können.
Im Gegenzug versprach Xiomek, die Kämpfe gegen romulanische Schiffe, Stationen und Kolonien einzustellen, hatte er doch nun erreicht, was auch der zum Mythos avancierte Shinzon ursprünglich wollte. Zu keinem Kompromiss gelangte Tal‘Aura hinsichtlich der Anerkennung der Vereiniger, die nach wie vor politische Dissidenten für den romulanischen Staat blieben. Der Tal‘Shiar wurde, anders als noch bei anderen Prätoren, von Tal‘Aura als zunehmende Gefahr und Staat im Staate verstanden.
In den kommenden Jahren würde die neue Prätorin mit der Konsolidierung ihrer politischen Macht im Sternenimperium beschäftigt sein. Dies war umso notwendiger, da Donatra im Laufe des Jahres 2380 den Imperialen Romulanischen Staat ausrief – eine unabhängige Nation, die sich als Gegenmodell zum Sternenimperium abspaltete und somit eine neue Schwächephase für das (ohnehin durch den Wegfall der remanischen Sklaven wirtschaftlich beeinträchtigte) Mutterreich einleitete. Hierin sowie in der vorangegangenen Krise liegen wesentliche Ursachen für den späteren Beitritt des Sternenimperiums zum so genannten Typhon-Pakt (2381/82). Referenz
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