2119-51: Warp-5- und NX-Programm

 

 

Obwohl die Menschheit bereits in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts schneller als das Licht geflogen war, verbindet sich erst mit dem Warp-fünf-Programm der eigentliche Aufbruch der Erde zu den Sternen. Mit dieser nächsten Stufe in der Warpantriebs-Evolution ist es erstmals möglich, enorme Entfernungen binnen vergleichsweise kurzer Zeit zurückzulegen. Dadurch rücken bis dato unerreichbare neue Welten und unbekannte Völker in Reichweite. Das NX-Programm erprobt schließlich den Warp-fünf-Antrieb und überführt ihn nach einer aufreibenden, aber letztlich erfolgreichen Testphase in den ersten Tiefenraumkreuzer der jungen Sternenflotte, die Enterprise NX-01.

 

 

Durchbrechen der Warpmauer noch nicht ausreichend

 

Nach Zefram Cochranes erfolgreichem Warpflug mit der Phoenix sowie dem Ersten Kontakt mit den Vulkaniern im Jahr 2063 machten sich in den kommenden Dekaden verschiedene menschliche Expeditionen in den Weltraum auf. Zaghaft begannen die Menschen mit der Erforschung einiger neuer Gebiete im All, wie zum Beispiel dem Ficus-Sektor, und es entstanden außerhalb des Sonnensystems mehrere Kolonien wie Alpha Centauri, Altair, Gault oder Vega.

 

Doch abgesehen von der Erschließung mehrerer wichtiger Handelsrouten blieb der Erde ein wirklicher Aufbruch in den Weltraum erst einmal verwehrt – zu groß waren die Entfernungen zu den allermeisten besiedelbaren Welten, und zu schwach waren die bisher entwickelten Antriebe, die nicht einmal Warp zwei erreichten. Die Frachterfamilien an Bord der langsamen E.C.S.-Transporter bewegten sich als ‚Weltraumnomaden‘ teilweise über Generationen zwischen den Sternen.

 

 

Warp-fünf-Programm

 

Ein gewaltiger Schritt für die Etablierung der Menschheit im All war da das Warp-fünf-Programm (unter dem Mantel der United Earth Space Probe Agency [UESPA] initiiert). Es wurde von Zefram Cochrane und Henry Archer Ende 2118 ins Leben gerufen und zielte auf die Entwicklung eines komplett neuartigen Raumschiffs ab. Dieses sollte für die zu diesem Zeitpunkt noch im Entstehen begriffene Sternenflotte das erste Tiefenraumexplorationsschiff werden, das in der Lage war, sich nicht nur der kolonialen Verteidigung, sondern vor allem der Erforschung des Alls über große Entfernungen hinweg zu widmen. Längerfristig, so die Vision, sollte die gesamte Flotte von den Segnungen der neuen Antriebstechnologie profitieren und damit die Erde und ihre Kolonien ebenso zusammenwachsen wie die Menschheit echten Zugang zum Weltraum finden sollte.

 

Nach Cochranes historischer Ansprache anlässlich der Eröffnung des im Erdorbit eingerichteten Warp-fünf-Entwicklungskomplexes im Jahr 2119 verschwand der legendäre Erfinder des Überlichtantriebs kurze Zeit später auf mysteriöse Weise und wurde daraufhin für tot erklärt. Auch Henry Archer, seines Zeichens führender Ingenieur des Warp-fünf-Programms, war kein langes Leben vergönnt. In seiner Arbeit immer wieder ausgebremst durch die Vulkanier, die einem weitreichenden Aufbruch der Menschheit zu den Sternen skeptisch gegenüberstanden, starb Archer bereits 2124 – lange vor der Vollendung des experimentellen Antriebs – am Clarke-Syndrom.  

 

Ohne seine führenden Köpfe und aufgrund beständiger vulkanischer Interventionen mit dem Ziel, das Antriebsprogramm bis auf Weiteres zu stoppen, verlor das Warp-fünf-Projekt immer mehr an Fahrt. Für die irdische Politik wurden zeitweilig andere Themen dominierend, und ohne die Bereitschaft des vulkanischen Partners, das Programm aktiv zu unterstützen, fehlte es an den nötigen Impulsen, um einen wirklichen Durchbruch zu erzielen. Zeitweilig wurde in der Sternenflotte erwogen, ‚Warp fünf‘ aufzugeben.

 

Mit der Gründung der Sternenflotte um 2135 und dem Aufrücken von Commodore Maxwell Forrest in eine einflussreiche Position im Oberkommando um 2137 änderte sich dies. Forrest, der selbst ein sehr guter Freund von Henry Archer gewesen war und zudem eine enge Verbindung zu dessen Sohn, Commander Jonathan Archer, hatte, fuhr das strauchelnde Programm wieder hoch und sorgte dafür, dass frische Geldmittel investiert wurden. Zudem holte er neue Mitglieder des Konstruktionsteams heran, zu dem auch der hoch talentierte und für die spätere Raumfahrt prägende Ingenieur Captain Walter Matthew Jefferies gehörte (er war bislang in der zu dieser Zeit noch parallel zur Sternenflotte existierenden UESPA tätig). Gegen vulkanischen Widerstand wurden bis Anfang der 2140er Jahre massive Fortschritte an Henry Archers Antrieb erzielt.

 

 

NX-Programm

 

Als im Jahr 2143 ein Antriebsprototyp fertiggestellt werden konnte, bestand der nächste Schritt darin, ihn in die Feldphase zu überführen und zu testen. Hierzu wurde das NX-Programm aufgelegt. Es wurde eine Reihe von Testschiffen gebaut, mit denen Hochgeschwindigkeitsflüge durchgeführt werden konnten, um neue Komponenten zu erproben und mit den daraus gewonnen Erkenntnissen dem Antrieb zum Erfolg zu verhelfen.

 

Forrest übernahm selbst die Oberaufsicht über das Warp-fünf-Programm. Er bestimmte vier Testpiloten, die die zentralen Akteure und Aktivposten des Programms wurden. Hierbei handelte es sich um A.G. Robinson, Jonathan Archer, Moses Duvall und Samuel Gardner. Untereinander hatten die Piloten ein ausgesprochen kompetitives Verhältnis, da für die entscheidenden Flüge stets der aus den Simulationen topplatzierte ausgewählt wurde.

 

Im Sommer 2143 wurde A.G. Robinson für einen Testflug bestimmt, mit dem die Warp-zwei-Mauer durchbrochen werden sollte. Als die NX-Alpha im Zuge eines Unglücks, das aus Problemen mit der Warpfeldintegrität entstand, dabei zerstört wurde, drohte dem gesamten NX-Programm das Aus. Über den Beratungsausschuss übten die Vulkanier massiven Druck aus, keine weiteren Testflüge mehr mit dem verbliebenen Schiff zu unternehmen. Die Sternenflotte ließ sich darauf ein und erklärte das bisherige Warp-fünf-Programm für fehlerhaft. In den kommenden Jahren sollte erneut theoretische Entwicklungsarbeit geleistet werden.

 

A.G. Robinson und Archer weigerten sich, diese Entscheidung hinzunehmen, da sie überzeugt waren, dass der Antrieb funktionierte und nur entsprechend feineingestellt werden musste. Gegen den ausdrücklichen Befehl entwendeten sie die NX-Beta und erzielten mithilfe von Lieutenant Charles Tucker III. durch ein neues Mischungsverhältnis von Materie und Antimaterie einen Durchbruch. Zum ersten Mal gelang ein stabiler Flug deutlich oberhalb von Warp zwei. Wenige Monate später erreichte ein neu konstruiertes Testschiff, die NX-Delta, bereits Warp drei.

 

Nachdem die Entwicklung des neuen Hoch-Warpantriebs im Rahmen des NX-Programms geglückt war, wurde 2148 der Bau eines neuartigen Kreuzers begonnen, der insbesondere durch die Vorleistungen von Captain Jefferies in der Planungsabteilung Gestalt angenommen hatte. Die Enterprise, erste Vertreterin der NX-Klasse (NX-01), lief schließlich mit Henry Archers Antrieb im April 2151 unter dem Kommando seines Sohnes Jonathan vom Stapel. Aufgrund eines vorgezogenen Erstkontakts mit Klingonen (2151-55), der aus der Verwicklung der Menschheit in den Temporalen Kalten Krieg (2151-54) resultierte, erfolgte der Start der Enterprise überstürzt. Hierdurch musste sie die bei den ersten Testflügen aufgetretenen Probleme mit der Strukturintegrität, die noch unausgereiften Waffensysteme und auch das Antriebssystem während ihres Tiefenraumeinsatzes weiter austesten und feinjustieren. Erst im Februar 2152 würde das Schiff tatsächlich Warp fünf erreichen.    

 

 

Einordnung und weitere Entwicklung

 

Das Warp-5-Programm hatte drei dramatische Jahrzehnte durchlebt, in denen es immer wieder kurz vor dem Scheitern stand. Es hatte enorme theoretische und intellektuelle Leistungen (Zefram Cochrane, Henry Archer) gekostet und ebenso beträchtliche Risiken bei der praktischen Nutzbarmachung und Stabilisierung des neuen Antriebs. Mitte der 2140er Jahre stand fest, dass die Warp-fünf-Maschine die Entwicklung der Menschheit massiv beeinflussen würde. Zum ersten Mal waren die Welten eines ganzen stellaren Laichgrunds erreichbar.

 

Die Vulkanier, welche die Entwicklung der Erde seit dem Ersten Kontakt (2063) überwacht und hinsichtlich des Wiederaufbaus unterstützt hatten, waren auch nach dem Aufbruch der Enterprise der Ansicht, dass die Menschheit aufgrund ihrer emotionalen Unreife noch nicht bereit sei für Tiefenraumerforschung und Erstkontaktsituationen mit fremden Spezies. Die Erde entschied sich allerdings dafür, ihren eigenen Weg einzuschlagen. Trotz anfänglicher Verstimmungen und Problemen mit den Vulkaniern akzeptierten diese die Loslösung ihrer einstigen Schützlinge mit der Zeit. Insbesondere im Zuge der Zweiten vulkanischen Reformation (2154) und der Marodeur-Krise (2154) ergab sich eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe. In den kommenden Jahren bis zum Ausbruch des Kriegs gegen die Romulaner (2156-60) würden die Menschen immer stärker zu einem Scharnier für die Bewahrung von Frieden und Freiheit in der stellaren Region werden, was sich insbesondere im Entstehen der Koalition der Planeten (2152-61) dokumentiert. Nicht zuletzt die Xindi-Krise (2153/54) konnte nur mithilfe des neuen Antriebs gemeistert werden.

 

Langfristig ebnete der Warp-fünf-Antrieb der Vereinigten Erde nicht nur den Weg in den Weltraum, sondern führte zu einer massiven Restrukturierung der irdischen Raumfahrt. Die alten Frachterclane im E.C.S-Kontext (‚Weltraumnomaden‘) verloren rapide an Bedeutung, seit die Sternenflotte sich in immer umfassenderer Weise der Erschließung des tiefen Raums annahm und die Raumfahrt stärker zu regulieren begann, welchen die Raumnomaden bis dahin ein Dreivierteljahrhundert lang ungestört beflogen hatten. Diese strukturelle Neuausrichtung lief nicht ohne Wachstumsschmerzen ab. So gab es zwischen der Sternenflotte und den E.C.S.-Angehörigen in den ersten Jahren nach dem Start der Enterprise beträchtliche Rivalitäten. Die Frachterfamilien empfanden die Sternenflotte, die nun in der Lage war, erheblich schneller als ihre trägen, oft veralteten Transporter zu fliegen, und als staatliche Institution verschiedenste Missionsprofile wahrnehmen konnte, als Bedrohung ihres angestammten Geschäftsfeldes, das tatsächlich durch die veränderten Rahmenbedingungen zusehends unter Druck geriet. Zudem hatten sich die E.C.S.-Crews daran gewöhnt, im All auf eigene Faust zu operieren und, falls nötig, Selbstjustiz zu üben. Als die Sternenflotte mit ihren neuen Warp-Schiffen in Erscheinung trat und der Autorität, die Einhaltung von Verhaltensregelwerken einzufordern, fühlten sich viele Frachterfamilien bevormundet, obwohl den meisten klar war, dass eine neue Phase der irdischen Raumfahrt sich ankündigte. Mittel- und längerfristig war eine weitere Ausweitung der Sternenflotte die Folge, indem viele der E.C.S.-Mitglieder im Laufe der Zeit in die Raumflotte aufgenommen wurden und dort einen Fracht- und Logistikarm begründeten. Allerdings geschah dies auf Kosten des Wettbewerbs.  

 

 

Referenz

TOS TNG DS9 VOY ENT ST-Romane/Comics
2x09       1x01 Lay Down Your Burdens (STC)
        1x02 Apotheosis #3 (STC)
        1x03  
        1x10  
        1x12  
        1x23  
        1x26  
        2x01  
        2x16  
        2x20  
        2x24