Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Freunde von STC,

 

lange habe ich hart mit mir gerungen und mich - um ganz ehrlich zu sein - ein wenig dagegen gesträubt, es mir einzugestehen: Seit geraumer Zeit hat sich das Veröffentlichungstempo auf meiner Seite erheblich verlangsamt; neue Romane erscheinen nur noch selten. Eine gewisse Flamme scheint erloschen. Obwohl ich auch dieses Jahr viel Zeit und Energie für die Pflege (d.h. Überarbeitung) des bestehenden Portfolios und das Verfassen neuer Artikel für die Datenbank aufgewendet habe, wird der Kern von STC doch in den letzten Jahren arg vernachlässigt. Das hat natürlich Gründe, und die haben weniger mit mangelnden Ideen zu tun als mit mangelnder Zeit und der Muße, sie beharrlich und diszipliniert umzusetzen.


Vielleicht hat es aber auch etwas damit zu tun, dass mir scheint, das allgemeine Interesse an geschriebener Sci-Fi-Fan-Fiction ist deutlich zurückgegangen. Heute spielt sich zudem vieles über Social Media-Kanäle wie Facebook, Twitter und YouTube ab. Meine kleine, versprengte Internetseite wirkt dagegen womöglich etwas antiquiert, ja etwas aus der Zeit gefallen. Auch die Star Trek-Fangemeinde, ihre Interessen und Vorlieben haben sich gewandelt, seit ich mit Spirit of Time vor nunmehr 15 Jahren (damals noch als Schüler) meinen allerersten ST-Roman schrieb. Das Phänomen Star Trek als Ganzes hat sich einfach verändert. So sehr ich mich auch bemüht habe, der neuen Produktion Discovery eine echte Chance zu geben, so wenig komme ich umhin zuzugeben, dass dies nicht mehr ‚mein‘ Star Trek ist und ich dieser neuen Interpretation des Franchise, die auch schon mit J.J. Abrams‘ Filmen eingesetzt hat, nicht folgen kann (dies gilt auch für Picard). Ich persönlich wurde in der Ära von TNG über DS9 und VOY bis hin zu ENT sozialisiert und werde diese Serien stets als ein Stück geistige Heimat empfinden, nicht jedoch das, was danach gefolgt ist.


Gerade dieser Tage las ich, dass das TrekZone-Netzwerk, das seit Beginn des Jahrtausends mit Leidenschaft und Professionalität über Star Trek berichtet, infolge von gesunkenem Interesse und Engagement aus der Fangemeinde seinen Betrieb in der bisherigen Form einstellen wird. Ich selbst verbinde mit TrekZone sehr viel; über dieses Portal habe ich einige tolle Leute wie Jörn Podehl, Martin Weinrich und andere kennengelernt, und es hat mir die Möglichkeit gegeben, mich selbst im Star Trek-Universum auszuprobieren, eigene Artikel zu publizieren und mich bei verschiedenen Newslettern zu beteiligen (unvergessen vor allem der Literatur-Letter, der zwischen 2007 und 2011 mit Jörn herausgebracht wurde). TrekZone wurde so auch zum Türöffner für meinen Kontakt mit Markus Rohde, der für den Cross Cult-Verlag das ehrgeizige Unterfangen in Angriff genommen hat, die Star Trek-Romane in Deutschland wiederzubeleben. Im Zuge dieser Bekanntschaft war es mir vergönnt, selbst eine ganze Reihe von Beiträgen für die Anhänge von Star Trek-Romanen beizusteuern (viele davon finden sich in der Buchbesprechungssektion) und sogar mit Maximum Warp ein eigenes Übersichtswerk zur Star Trek-Belletristik herauszubringen. All das wird mir stets in guter Erinnerung bleiben.


Womöglich ist es deshalb genau der richtige Zeitpunkt, um hier bekanntzugeben, dass ich meine eigenen Projekte auf dieser Seite bis auf weiteres aufgeben werde. Auf STC werden regulär keine weiteren Star Trek-Romane mehr erscheinen. Mich zu diesem Entschluss durchzuringen, ist mir außerordentlich schwer gefallen, weil ich anderthalb Jahrzehnte, in denen mich die eigenen fiktionalen Sternenreisen nun schon beschäftigen und begleiten, nicht einfach zur Seite wischen kann. Die verschiedenen STC-Projekte mit den in ihnen vorkommenden Figuren waren meine ganz persönlichen Lebensabschnittsgefährten; in diese Bücher ist Herzblut eingeflossen, der Wunsch nach Dramatik und Emotion und natürlich auch der Versuch, Star Trek noch reicher an Erklärungen, Querverbindungen und philosophischen Gedankengängen zu machen. Ich denke gerne, dass diese Romane, obgleich sicher keiner von ihnen perfekt ist, mit dem Fortgang der Zeit immer besser wurden und mir geholfen haben, auch als Mensch zu reifen, einen weiteren Horizont zu gewinnen und zu erkennen, was mir wichtig im Leben ist.


Natürlich sind längst nicht alle Geschichten zu Ende erzählt worden, vieles ist offen geblieben, so wie bei Star Trek selbst vieles Stückwerk blieb. Diese Unvollkommenheit ist ein wichtiger Grund dafür, weshalb ich dereinst Feuer fing, Erzählungen fortzusetzen, offene Fragen weiterzuverfolgen, Dinge weiterzuspinnen. Und so unvollkommen ende ich nun selbst als Hobbyschriftsteller. Ist es nicht eine Ironie? Trotzdem oder gerade deswegen bin ich stolz und dankbar, etwas in Aberdutzenden Büchern zu diesem wunderbaren Kosmos beigetragen zu haben. In Reihen wie New Horzions und Companions in Fate haben Jean-Luc Picard und Kathryn Janeway samt ihrer Crews erkannt, dass das Ende einer Reise erst der Beginn einer neuen ist, Kira Nerys konnte sich in Glowing Heart endlich ohne Wenn und Aber zu ihrem Herzen bekennen, und in der umfangreichen Enterprise Season 5 und den sich anschließenden Romanen zum Romulanischen Krieg schufen Jonathan Archer, Trip Tucker und ihre Kameraden mit Blut, Schweiß und Tränen die Grundlagen für die spätere Föderation. Die Tempest-Serie erzählte von einer Besatzung, die mit einer gehörigen Portion Humor nach dem Dominion-Krieg für Ordnung sorgt. In der Power Politics-Reihe wurden verschiedene politische Handlungsfäden sowie Intrigen vertieft und Erklärungen für den Gang der Star Trek-Historie geliefert, in Abyss die Geschichte zwischen den Eugenischen Kriegen und dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs (jedenfalls in Ansätzen) erzählt, und in Innisfree verfolgten wir die schicksalhafte Reise der jungen Andorianerin Camishaa sh’Gaetha. 


Während meiner zahlreichen Kontakte mit Ihnen und Euch, den Leserinnen und Lesern, durfte ich mich davon überzeugen, dass ich mit meinen Büchern für freudige, unterhaltsame, vielleicht manchmal auch nachdenkliche Momente sorgen konnte. Für die vielen ausführlichen Rückmeldungen im Laufe der Jahre werde ich stets dankbar sein, denn sie waren für mich der größte Ansporn überhaupt. Teilweise sind gute Bekanntschaften über den Austausch zu den STC-Romanen entstanden. Keine einzige von ihnen möchte ich missen.


Wie wird es jetzt weitergehen? Natürlich werde ich die STC-Seite mit all ihren Inhalten, also auch den Romanen, uneingeschränkt online lassen. Alle im Laufe der Jahre entstandenen Werke stehen jedem, der es möchte, weiterhin zur Verfügung. Ich werde bestimmt noch einen kompakten Abschluss für meine letzte Star Trek-Story The Price of Freedom (Geschichte zum Tomed-Zwischenfall) nachliefern und die Überarbeitung des einen oder anderen Buches abschließen. Ein paar Abschiedsgeschenke wird es dann noch bis Ende 2019 geben. Zudem möchte ich in jedem Fall meine Fortsetzung zu Blade Runner zu einem Abschluss bringen. Weitere Pläne für die nächste Zeit gibt es aber erst mal nicht. Sicher ist, dass nach diesen 15 Jahren für mich eine Ära endet. Andererseits habe ich Spock stets sehr viel abgewinnen können, wenn er sagte, dass es immer Möglichkeiten gibt. Mal schauen, was die Zukunft so bringt...

 

An alle, die dieser Seite als beständige Leser/innen die Treue gehalten oder sie zeitweilig durch ihr Interesse bereichert haben, richte ich ein großes Dankeschön! Vielleicht werden wir uns wieder sehen, irgendwo dort draußen. Bis dahin kann ich nur sagen... Live long and prosper!

 

Julian Wangler, im Herbst 2018