Fortune of War

Autor: David Mack
Erscheinungsjahr: 2017
Seitenzahl: 360
Band: 13

Zeitraum: 9/-10/2386

 

Inhalt

 

Vor zwei Jahrzehnten sind die Husnock, ein äußerst kriegerisches und nach Dominanz strebendes Volk, von einem überlegenen Wesen ohne Vorwarnung ausgelöscht worden. Ihr nächstes Eroberungsziel wäre mutmaßlich die Föderation gewesen. Doch wurden sie von jener omnipotenten Kreatur eliminiert, weil sie deren Begleiterin auf dem Gewissen hatten.

 

Ihre zurückgebliebenen Welten und Schiffe – intakt, aber verlassen – strotzen nur so vor Hochtechnologie und zerstörerischem Potenzial. Nun geht es darum, das brisante Erbe dieser Spezies zu sichern. An verschiedensten Orten in den Quadranten sind umhertreibende oder abgestürzte herrenlose Raumschiffe der Husnock zu finden, deren Besitz und Nutzung einen unvorstellbaren Vorteil bei künftigen Auseinandersetzungen bedeutet.

 

Zwanzig Jahre nach ihrem Verschwinden beginnt jetzt ein Wettlauf verschiedener Mächte. Da ist zum einen die Föderation beziehungsweise Sternenflotte, welche die Husnock-Bestände erforschen und ihr vernichtendes Potenzial möglichst einhegen möchte; zum anderen sind da jedoch auch die Orioner, die Breen, die Pakled und noch weitere, die alle ein Interesse daran haben, die Nachlassverwalter der Husnock zu sein und deren Technologie zu ihrem eigenen Nutzen einzusetzen. Von Schwarzmarktschmugglern bis hin zu fremdartigen Militärkräften scheint damit so ziemlich jede aggressive Macht ein Interesse an den tödlichen Hinterlassenschaften zu haben.

 

Alles, was noch zwischen der Galaxis und denjenigen steht, die gekommen sind, um die grausamsten Geheimnisse der Husnock zu plündern, sind Admiral William Riker, Captain Christine Vale und die Besatzung der U.S.S. Titan. Es ist an ihnen, eine große Katastrophe und einen Zusammenbruch des fragilen Friedens in der Galaxis abzuwenden…

 

 

Kritik

 

Fortune of War steht noch voll und ganz im Zeichen der dramatischen inneren Umwälzungen im Zuge der The Fall-Reihe. Das Buch ist auch ähnlich düster geraten. Hier haben wir es mit einem knüppelharten Weltraum-Thriller zu tun, der keine Rücksicht auf Verluste kennt. Dies ist dann auch wieder einmal ein typisches Markenzeichen von David Mack (man denke an Vanguard oder Destiny). Auch wenn ich inzwischen diese aggressiv-feindselige Ausrichtung des Star Trek-Universums definitiv mehr als über habe, beweist Mack einmal mehr Schreibhandwerk vom Feinsten.

 

Zunächst greift er in direkter Weise die Ereignisse aus Die Überlebenden auf Rana-Vier (TNG, Season 3) auf, vermischt sie mit reichhaltiger ST-Lore und entwickelt die Thematik zu einer Art Great Game-Szenario weiter. Hat die Föderation Nachforschungen angestellt? Was ist aus der Husnock-Technologie geworden? Gab es plötzlich andere Spezies, die darauf aufmerksam wurden? In diesem Roman findet man die Antworten darauf. Dabei verzichtet Mack natürlich nicht auf eine schlüssige Erklärung, weshalb die Technologie der Husnock erst jetzt zum Zankapfel zwischen den Mächten wird.

 

Positiv fällt auf, dass sich Mack zu keiner Zeit auf eine reine Zitation des Canons oder auf platte Klischees verlässt. Um die Hinterlassenschaften der Husnock streiten sich diverse Parteien, die unterschiedliche Hintergründe und Eigenschaften haben. Die Katz- und Maus-Jagd, die entbrennt, gibt sowohl der Sternenflotte als auch ihren Gegnern Möglichkeiten, zu glänzen.

 

So bunt gemischt die Gegner sind, so überraschend sind die Wendungen im Fortgang der Erzählung. Mit den Erwartungen des Lesers wird ständig gespielt. Die Ferengi haben Oberwasser? Nein, da haben sie nicht mit den Orionern gerechnet. Die Titan täuscht ihre Vernichtung vor? Die Breen rechnen damit. Umgekehrt ist auch die Sternenflotte ihren Widersachern immer auf der Spur. Derartig rasche Wendungen gibt es in diesem Roman zuhauf. Mack achtet auf ein realistisches Balancing der ganzen Handlung, und dadurch kann man die Gegner durchaus ernst nehmen.

 

So schaukelt sich die Handlung bis zum unvermeidlichen Actionfinale gut hoch. Dieses ist dann zwar nicht ganz so spektakulär wie die Erwartungshaltung aufgrund der steten Volten gewachsen ist und wird auf wenigen Seiten abgehandelt. Es macht hier ein wenig den Eindruck, als hätte Mack zu spät festgestellt, dass er für einen Abschluss nur noch wenige Seiten übrig hatte. So brachte er die Sache dann sehr schnell und überhastet zum Ende. Dass die Sternenflotte letztlich den Sieg davonträgt, ist keine Überraschung.

 

Von Anfang ist klar, dass diese Auseinandersetzung sich ausschließlich mit Kampfbereitschaft und Waffen entscheiden lässt, was für Star Trek-Verhältnisse nach wie vor ein gewöhnungsbedürftiger Ansatz ist. Es sterben hier jede Menge Lebensformen, Raumschiffe fliegen in die Luft. Die Crew der Titan agiert unter höchstem Druck, und die Option auf Verhandlung und friedliche Lösung besteht nicht. Diese ganze Grundprämisse schmeckt einem ST-Fan, der sich einen positiven Ausklang wünscht, selbstverständlich ganz und gar nicht. Zumal gerade David Mack bereits genügend Gelegenheiten hatte, Mord und Todschlag zu praktizieren.

 

Nicht überzeugen können in Fortune of War die Charakterentwicklungen. Sie bleiben ob der atemlosen Handlung ziemlich auf der Strecke. Einzig Christine Vale als Captain der Titan darf in scheinbar ausweglosen Kämpfen punkten und lässt den mitfliegenden Admiral Riker fast ein wenig alt aussehen. Der Subplot um den neuen XO der Titan, die Efrosianerin Dalit Sarai, ist spannend. Sie hatte sich auf die Seite des verräterischen Präsidenten Baras Rodirya (alias Ishan Anjar) gestellt und arbeitet jetzt als Spionin für Admiral Batanides, die ihrem Kollegen William Riker anscheinend nicht über den Weg traut. Auch das Drama zwischen Melora Pazlar und Xin Ra-Havreii wird kurz angesprochen und überzeugt aufgrund der extremen Reaktionen des Chefingenieurs auf das Beziehungsaus nicht wirklich, aber das sind alles letztlich nur Randereignisse in der Geschichte.

 

Im Großen und Ganzen bleiben nahezu alle Charaktere diesmal recht blass. Da ändert es auch nichts, dass als weiterer Service an den Fans noch die Ferengi Brunt und Gaila (bekannt aus DS9) auftauchen. Auch diese beiden spielen nach ihrem kurzen Stelldichein kaum noch eine Rolle.

 

Hier kommt aber mein großes Problem, das ich in letzter Zeit mit diversen ST-Romanen im Allgemeinen und Mack-Romanen im Speziellen habe. Das Schreibhandwerk ist gut, teils sogar exzellent, aber der vorgelegte Roman passt nur schwerlich zur Reihe, in die er eingeordnet wird…und auch nur bedingt zum ST-Universum als Ganzes. Gerade die Integration in die Titan-Serie hat mir doch etwas aufgestoßen, da es hier um eine andere Grundausrichtung - nämlich friedliche Erforschung und Entdeckung im besten TNG-Sinne - gehen sollte. Doch das ist nun endgültig passé.

 

Bedingt durch die Ereignisse von The Fall und die Ernennung von Riker zum Admiral dient die Titan nun nicht länger der Forschung, sondern fungiert gewissermaßen als Rikers persönliches Flaggschiff. Dies ist eine neue, in The Fall eingeleitete Richtung für die Romanserie, die ein Geschmäckle hat, weil die Berechtigung des ursprünglichen Konzepts damit im Grunde nicht länger besteht. Immerhin ist die originale Prämisse der Reihe, 'back to the roots' zu gehen, damit ganz offiziell an den Nagel gehängt worden.

 

 

Fazit

 

Mack liefert eine spannende und düstere Erzählung voller steiler Wendungen ab. Das Buch weiß trotz eines überstürzten Endes mitzureißen, weil es einfach großartig geschrieben ist. Und doch wirft Fortune of War den ursprünglichen Ansatz der Titan-Reihe nun ganz offiziell aus der Luftschleuse. Ich habe einfach schon zu viele Bücher von Mack gelesen, die dunkel und gewalttätig waren, wie ich auch glaube, dass die Relaunch-Romane deutlich zu stark in diese Richtung abgebogen sind. Das Star Trek-Universum erscheint zerrüttet, verwüstet, feindselig, und selbst nach der dramatischen The Fall-Reihe scheint man noch immer nicht genug davon zu haben. Ich jedoch schon.

 

7/10 Punkten.

10-2022