Indistinguishable from Magic

Autor: David A. McIntee 
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 550
Band: 14

Zeitraum: 11/-12/2383

 

 

Inhalt

 

Im Jahr 2161, kurz nach Ende des Kriegs gegen die Romulaner und der Föderationsgründung, verschwindet die U.S.S. Intrepid, NX-07, unter mysteriösen Umständen. Über die Jahrhunderte kann das Rätsel um seinen Verbleib nicht aufgeklärt werden. Ende 2383, über zweihundert Jahre später, stößt die Enterprise auf das Schiffswrack, welches sich viele Lichtjahre von der ursprünglichen Position entfernt befindet. Es stellt sich heraus, dass niemand der damaligen Besatzung die Katastrophe überlebt hat.

 

Um herauszufinden, was zu jener Zeit vorgefallen ist, versammelt die Sternenflotte an Bord des Galaxy-Kreuzers U.S.S. Challenger ein paar der besten Ingenieure, unter ihnen Montogmery Scott, Geordi LaForge, Nog, Reginald Barclay, Sonya Gomez, Leah Brams, ergänzt um Guinan und den verurteilten zeitreisenden Verbrecher Berlinghoff Rasmussen.

 

Die wissenschaftliche Untersuchung der Intrepid veranlasst Geordi zur Annahme, dass es bei dem Verschwinden des Schiffes gewisse Gemeinsamkeiten mit dem Verschwinden der U.S.S. Hera bestehen müssen. Auf letzterem Schiff befand sich seine Mutter, deren Verbleib Geordi zu Serienzeiten nicht klären konnte (TNG-Episode Interface). Zusammen mit Scotty geht er dem Phänomen einer sogenannten Trans-Slipstream-Welle nach, die offenbar für die Zerstörung der Intrepid verantwortlich war.

 

Währenddessen taucht ein romulanisches Schiff im Raum der Föderation auf und wird kurz darauf von der Challenger gerettet. Doch dann geschieht etwas Merkwürdiges, und auf einmal befindet sich das Schiff außerhalb der galaktischen Barriere, wird also aus der Milchstraße katapultiert. Kurz darauf stößt sie auf ein anderes, lange verschollenes Sternenflottenraumschiff stoßen: die U.S.S. Hera. Ihre Molekularstruktur ist verändert, ihre Dichte erhöht und das Schiff verzerrt. Dennoch befinden sich an Bord 47 Überlebende. Damit gibt es Beweise dafür, dass die Hera durch eine Art natürlichen, unglaublich mächtigen Quanten-Slipstream teleportiert worden ist…

 

 

Kritik

 

Eigentlich ist es irreführend, dies als ein TNG-Buch auszuweisen. Denn es gibt keine genuine TNG-Handlung. Faktisch handelt es sich um ein Crossover-Buch mit starker Orientierung an der Corps of Engineers-Reihe. Die Mannschaft der Enterprise spielt in dem Roman praktisch keine Rolle; ein ganz anderes Schiff, die Challenger, ist das Protagonistenschiff.

 

Streng genommen handelt es sich sogar um zwei Romane in einem Band, denn die Handlung um die Intrepid und die Rache von Daimon Bok endet mit dem ersten Teil des Buches. Erst im zweiten Teil kommt es zur Begegnung mit den Romulanern (angeführt von einer alten Bekannten namens Sela), die natürlich eine Chance wittern, in den Besitz des begehrten Quanten-Slipstream-Antriebs zu gelangen, mit dem sie nicht nur einen taktischen Vorteil gegenüber der Föderation besäßen, sondern darüber hinaus auch die unangefochtene Führung des Typhon-Paktes übernehmen könnten.

 

Der Titel Indistinguishable from Magic ist bewusst gewählt worden, weil er auf die von außen betrachtet manchmal wundersamen Fähigkeiten anspielt, die Scotty immer wieder nachgesagt wurden (Stichwort: Der Wunderwerker!). Leider ist die Rezeption dieses Buches alles andere denn wundersam. Meinem Gefühl nach ist die ganze Geschichte ein gutes Beispiel für das Sprichwort ‚Übers Ziel hinausgeschossen‘. Auf den Seiten seines umfangreichen Buches verheddert sich David A. McIntee schon nach kurzer Zeit in allzu vielen Plots und Verweisen auf frühere Ereignisse und fährt teilweise ermüdende Exkurse (Rasmussens Lebensgeschichte, LaForges familiäre Vergangenheit, Flashbacks in die Ära der NX-07 mit ihren Crewmitgliedern usw.).

 

Das Ergebnis ist eine derartige Überfrachtung, dass kaum noch der rote Faden des Ganzen erkennbar ist. Kein einziger Plot kann sich richtig entfalten. Stattdessen wirkt es fast wie ein Zwang, dass der Autor hier noch ein Easter Egg einbaut oder sich da noch auf einen bestimmten Handlungsfaden aus der TV-Vorlage besinnt. Ständig verzettelt sich McIntree irgendwo und verliert das Entscheidende aus den Augen. Auch aufgrund dessen ist die Geschichte in keiner Weise packend. Der erste Teil des Buches war gar sterbenslangweilig; erst der zweite Teil (dessen Handlung vom ersten nahezu unabhängig ist) gewinnt ein wenig an Fahrt.

 

Aufbau und Ablauf der Geschichte sind eine äußerst wackelige Konstruktion. Ständig wird die Geschichte nur dadurch vorangetrieben, dass Zufall oder Bauchgefühl bestimmter Figuren am Werke sind und es so zu Deus ex machina-Effekten kommt. Auf diese Weise ereignen sich dermaßen viele abrupten Wendungen im Ablauf der Ereignisse, dass man nur noch darüber den Kopf schütteln kann. Die Geschichte steht so gut wie nie still; es mangelt jedoch an Beschreibungen und Erklärungen. Dafür verantwortlich ist ein befremdender, irgendwie skizzenhafter Schreibstil. Dazu kommt noch, dass die Geschichte ständig zwischen den einzelnen Charakteren hin und her springt; es werden dadurch sehr viele Perspektiven eingenommen. Ein richtiger Erzählfluss kommt nicht auf.

 

Die Überfrachtung mit verschiedensten Figuren aus TNG und weit darüber hinaus bewirkt, dass man das Getümmel kaum noch überblicken kann. Noch schlimmer ist, dass das bunt zusammengewürfelte Figurenkabinett unlogische Entscheidungen trifft und sinnfreie Dialoge führt. Vor allem agieren Helden wie Gegner allzu oft out of character. Ein Beispiel ist Sela: In ihren bisherigen Auftritten wurde sie als eine durchtriebene Agentin dargestellt, die kein Interesse daran hat, friedlich mit der Föderation zusammenzuarbeiten. Doch hier denkt sie auffallend freundlich und wohlwollend über die Heimat ihrer Mutter nach. Der Autor beweist leider kein treffendes Gefühl für viele Figuren, so sehr er sich noch bemüht, möglichst viele von ihnen in kurzer Zeit zusammenzupacken.

 

Um das Buch wurde im Vorfeld gemunkelt, dass es dazu diene, Scotty einen würdevollen Abschied zu geben, doch das geht im Storyverlauf unter. Mehr noch: Scottys ach so heldenhaftes Ende wirkt wie übers Knie gebrochen. Auf einmal heißt es, dass es ihm nicht mehr möglich sei, seinen geliebten Beruf auszuüben, und kurze Zeit später opfert er dann sein Leben. Zugegeben, soviel erreicht das Buch: Am Ende wird Scotty für tot erklärt, aber damit ist eine mögliche Rückkehr trotzdem nicht vollständig ausgeschlossen.

 

Der ganze Sinn der Storykonstruktion außerhalb des Enterprise-Settings erschließt sich nicht. Dass Geordi bereits in der Mitte des Buches (aufgrund widriger Umstände) zum Captain der Challenger aufsteigt, kam mehr als überraschend, und man beginnt anzunehmen, beim vorliegenden Roman könnte es sich womöglich um den Beginn einer neuen Buchreihe mit neuem Protagonistenschiff unter einem Captain LaForge handeln. Dies entpuppt sich jedoch als Trugschluss, da die Challenger das ganze Abenteuer nicht überstehen wird und sich die bunte Crew danach wieder in alle Winde verstreut. Es war alles nur ein Strohfeuer. So einfach, so traurig.

 

Die einzige wirkliche Konsequenz der Geschichte ist, dass DaiMon Bok das Zeitliche segnet. Mehr hat sich nicht ereignet, und hätte man Bok für diese Geschichte nicht aus der Mottenkiste geholt, hätte niemand den hintertriebenen Ferengi vermisst. Dieses mühsam zu lesende Buch voller Plotholes kann getrost übersprungen werden, denn es ist ebenso sinnlos wie irrelevant.

 

 

Fazit

 

Aua! Das ging gehörig daneben! Eine an den Haaren herbeigezogene Handlung voller irrlichternder Wendungen, out of character agierende Figuren, ein Überfluss an Fanservice und Technobabble versuchen verzweifelt, die hirnverbrannte Geschichte zu verkleistern, bei der so gut wie nie Spannung aufkommt. Vor allem ist die Story am Ende nicht mehr als ein Rohrkrepierer, da die Challenger zerstört wird und das Superingenieursteam sich wieder auflöst.

 

Was sollte das Ganze also? Und wieso ist Indistinguishable from Magic als TNG-Roman eingeordnet worden? An diesem Buch ergibt wirklich nur sehr wenig einen Sinn. Von diesem mühsam zu lesenden Machwerk, das auf jeder erdenklichen Ebene bitter enttäuscht, kann ich nur abraten. Man hätte dem alten Scotty einen besseren Abgang gewünscht…

 

2/10 Punkten.

12-2021