Seize the Fire

Autor: Michael A. Martin
Erscheinungsjahr: 2010
Seitenzahl: 500
Band: 8

Zeitraum: 8/2382

 

Inhalt

 

Aufruhr in der Gorn-Hegemonie: Die Brutwelt der Kriegerkaste ist durch eine Veränderung der Sonnenstrahlung unbrauchbar geworden. Das stellt die Gorn vor ein ernsthaftes Problem, denn die Eier der Kriegerkaste sind die sensibelsten. Während alle Gorn-Kasten mehrere Brutwelten haben, wurde für die Kriegerkaste bisher nur eine gefunden und die ist nun unbrauchbar. Hektisch machen sich die Gorn auf die Suche nach einer neuen Brutwelt für die Krieger. Dabei werden sie auf den Prä-Warp-Planeten Hranrar im Beta-Quadranten aufmerksam. Diesen will eine Gorn-Flotte unter Führung des Captains Krassr mittels Terraforming nutzbar machen und dabei den Tod von Millionen Bewohnern, den Hranrarii, in Kauf nehmen.

 

Die Titan entdeckt derweil eine Ansammlung künstlich erschaffener Welten. Die Crew entdeckt jedoch kurz darauf noch etwas anderes: die Maschine, die diese Welten kreiert hat, eine Art uraltes Terraforming-Device. Unglücklicherweise haben die Gorn die Maschine, die Plattform Brahma-Shiva, bereits in ihren Besitz gebracht. Die Plattform soll den Gorn als Mittel für das Terraforming dienen und Hranrar den Anforderungen der Krieger-Eier anpassen.

 

Der Gorn S'syrixx ist gegen diesen Plan und sabotiert Brahma-Shiva. Dafür wird er von seinem Captain zum Tode verurteilt; S'syrixx wird ins All gestoßen. Kurz darauf wird er lebend von der Titan geborgen, die ihm trotz einigen Misstrauens Asyl gewährt. Riker und seine Crew sind gegen Krassrs Plan und gedenken den Genozid zu verhindern, jedoch ohne die Oberste Direktive zu verletzen und ohne einen Krieg gegen den Typhon-Pakt zu beginnen, dem die Gorn bekanntlich angehören.

 

Während sich die Titan vor den Gorn versteckt und diese daran arbeiten, die sabotierte Plattform einsatzbereit zu machen, nähert sich eine Flotte des Typhon-Paktes dem Planeten. Es stellt sich heraus, dass S'syrixx gegen die Zerstörung der Plattform ist, weil er darauf eine intelligente Lebensform vermutet, die er für eine Reinkarnation des Großen Eierbringers S'Yahazah hält, eine gottgleiche Gestalt in der Gorn-Mythologie. Zudem will er im Gegensatz zu Krassr, der die bisherige Kriegerkaste mit ihren aktuellen Eigenschaften fortbestehen lassen will, eine weiter entwickelte, intelligentere Kriegerkaste erschaffen.

 

Im selben System ist neben der Gorn-Flotte noch ein getarntes Gorn-Schiff, von dem niemand etwas weiß. An Bord sind die überlebenden Krieger des Brutplaneten, die durch die Strahlung verrückt geworden sind. Sie verfolgen ihre eigene Agenda. Schon bald kommt es zwischen den verschiedenen Fraktionen zum Kampf. Captain Riker und die Titan sind endgültig zwischen allen Fronten. Ist eine friedliche Lösung dieses Szenarios überhaupt möglich? Und müssen sie dafür die uralte, faszinierende Plattform möglicherweise zerstören?...

 

 

Kritik

 

War Zero Sum Game trotz der ausgeliehenen Deep Space Nine-Akteure kein wirklicher DS9-Roman, so ist Seize the Fire ein typischer Titan-Roman - und das ist leider nicht unbedingt ein Vorteil. Die Mission der Titan steht für die Erforschung des Unbekannten. Das hat durchschnittliche bis schlechte Romane (Sword of Damocles) und sehr gute Romane (Orion's Hounds) hervorgebracht. Dieser Roman hätte ebenso gut unter dem Titel Star Trek: Titan laufen können.

 

Der Typhon-Pakt, um den es eigentlich geht, spielt in dem Roman nur eine untergeordnete Rolle. Insofern bekommt man mit dem Roman etwas ganz anderes vorgesetzt, als man eigentlich erwartet hat. In dem Roman spielen politische Entwicklungen, taktische Überlegungen und Spionage überhaupt keine Rolle. Der ganze Roman dreht sich einzig und allein um das Brutweltproblem der Gorn und die damit verbundene drohende Zerstörung einer ganzen Zivilisation.

 

Diese Grundproblematik hat eine Schwäche, die bei vielen Forschungsabenteuern auftaucht. Der Leser verbindet nämlich nichts mit den Hranar. Sicher, da ist eine Zivilisation und sicher, es wäre schrecklich, wenn sie vernichtet würde. Aber was man nicht kennt, kann man auch schlecht betrauern. Zumal in der Destiny-Trilogie mal eben ein paar Dutzend Welten eingeäschert wurden, mit denen man durchaus etwas verbinden kann. Viel Gefühl kommt bei der anstehenden Zerstörung also nicht auf.

 

Dafür leistet der Roman aber etwas, was auch Zero Sum Game schon gut getan hat: Er bringt einem eine bekannte Zivilisation, hier die der Gorn, näher. Es scheint, als nutzen die Autoren jetzt die Möglichkeit mit der Typhon Pact-Serie, alte Gegner der Föderation, über die man aber kaum etwas weiß, näher zu beleuchten. Zunächst nervt das etwas, denn auf den ersten Blick ähneln die Gorn extrem den Breen aus Zero Sum Game. Beide Völker sind sehr isolationistisch und xenophob veranlagt. Die Breen bestehen aus vielen verschiedenen Völkern; jedes Volk ist in der Gesellschaft für bestimmte Aufgaben zuständig. Die Gorn wiederum bestehen aus vielen verschiedenen Kasten, die auf unterschiedlichen Planeten herangezogen werden; jede Kaste ist für eine andere Aufgabe zuständig. Der Leser hat dadurch zunächst ein paar Déjà-vu-Erlebnisse.

 

Aber Michael A. Martin nimmt sich für die Gorn weitaus mehr Zeit als David Mack für die Breen. Das ist auch notwendig, denn im Gegensatz zu Zero Sum Game ist Seize the Fire alles andere als ein Actionroman. So wird gerade die Grundhaltung der Gorn sehr gut dargestellt. Indem die Titan einen Wissenschaftsoffizier der Gorn rettet, der die Mission der Gorn sabotiert hat, weil er die Hranar retten möchte, prallen zwei Welten aufeinander. Den Gorn wurde von der politischen Kaste eingetrichtert, dass alle Humanoiden schlecht sind. Diese Propaganda aufzuweichen, braucht viel Zeit, gelingt aber letztendlich. Dadurch entstehen viele Szenen, die aus der Sicht des Gorn geschrieben sind. Es ist sehr erfrischend, mal Kapitel aus der Sicht eines Reptils zu lesen.

 

Leider zieht sich die Handlung extrem in die Länge. Viele Passagen spielen auf dem Schiff der verrückt gewordenen Gorn, die später beim Planeten auftauchen. Diese Handlung ist eher langweilig, weil sie stereotyp ist und auch relativ vorhersehbar ist. Diese Passagen sind immer aus der Sicht einer überlebenden Wissenschaftlerin geschildert, die von den Kriegern quasi gefangen gehalten wird und rein zufällig die Partnerin des Gorn ist, der von der Titan gerettet wurde.

 

Das Problem ist auch, dass die Situation in dem Sternensystem so verfahren ist. Die Titan steht neun Gorn-Schiffen gegenüber. Außerdem nähert sich eine Typhon-Pakt-Flotte. Rikers einzige Chance, die Maschine aufzuhalten, ist also hineinzufliegen und die Maschine zu zerstören. Vorher muss Riker aber noch Ewigkeiten darüber nachdenken, ob das Ganze nicht ein Eingriff in die Oberste Direktive wäre. Diese Überlegungen wirken schon fast ein wenig albern, sind aber auf jeden Fall langwierig und teilweise ermüdend zu verfolgen.

 

Die Handlung plätschert dann vor sich hin. Ein Team wird auf den Planeten geschickt, man merkt, dass sie Warpmöglichkeiten schon entwickelt haben, es kommt zu Verhandlungen, die Verrückten schließen sich Riker an, wenden sich von ihm ab, wollen die Maschine zerstören, es stellt sich heraus, dass die Maschine ein Lebewesen ist, Riker hält die Verrückten auf, gewinnt das Vertrauen der Gorn-Flotte und lässt die Verrückten dann doch in die Maschine fliegen.

 

Das ist die verkürzte Handlung. Das Ganze wird extrem in die Länge gezogen. Letztendlich kommt es zu einer Minimallösung. Die Gorn kommen auf die Idee, nicht Planeten zu verändern, sondern die genetische Struktur der Eier ihrer Krieger. Die Tatsache, dass Riker das Vertrauen der Gorn einfach dadurch erwirbt, dass er die Verrückten in einem Traktorstrahl festhält, ist doch etwas simpel, nachdem man zuvor erfahren hat, wie tief das Misstrauen der Gorn gegenüber Humanoiden ist.

 

Obwohl all das zwar gemächlich wirkt, liest es sich doch ganz gut. Es gibt zwar keine großen Überraschungen und viele langweilige Szenen, aber der Blick in die Welt der Gorn und ihre Denkweise ist doch ganz interessant. Das Ende ist allerdings enttäuschend. Statt eine Minimallösung mit einigen Zufällen zu konstruieren, hätte man die Stärke des Romans in ein starkes Ende verwandeln können. Denn Riker und die Crew der Titan (mit Reptilien) haben gezeigt, dass man das Misstrauen aufweichen kann und zusammenarbeiten kann. Hätte man zu einer Lösung kommen können, die den Gorn geholfen hätte, einen Brutplaneten für Krieger zu finden, die wieder gegen die Föderation eingesetzt werden könnten, hätte man authentisches Vertrauen schaffen können.

 

Mit einer besser konstruierten Story hätten sich die Gorn durch so eine Hilfe sogar aus dem Typhon-Pakt lösen lassen. So etwas in der Art, eine Geschichte mit galaktisch-politischen Auswirkungen, erwartet man während des Lesens. Die Minimallösung zum Schluss ist daher recht enttäuschend.

 

 

Fazit

 

Seize the Fire erzählt eine gemächliche Geschichte, der man kaum anmerkt, dass eine Zivilisation auf dem Spiel steht. Die Ruhe ist aber auch eine gewisse Stärke, denn die Erzählweise sorgt für einen kontinuierlichen Erzählfluss und gelungene Einblicke in die Lebenswelt der Gorn. Leider leidet der Roman daran, dass wenig Mitgefühl für die Hranar erschaffen wird, er von Zeit zu Zeit in langweilige Unterdiskussionen abdriftet und ein unwichtiges und konstruiertes Ende aufweist. Die Haupthandlung, die man bei einer Serie, die Typhon Pact und nicht Titan heißt, erwartet, wird kaum vorangebracht.

 

Seize the Fire hat durchaus gute Seiten und liest sich flüssig, wegen der Mängel ist es insgesamt aber eher durchschnittlich und trägt für den weiteren Verlauf der Typhon Pact-Serie nicht viel bei.

 

5/10 Punkten.

1-2011