Romulanisches SternenimperiumAllgemeinesDas Romulanische Sternenimperium ist eine militärisch hochgerüstete imperiale Oligarchie und im späten 24. Jahrhundert eine von drei Großmächten im Quadrantengefüge. Es setzt sich überwiegend aus Welten zusammen, die von den Romulanern erobert wurden beziehungsweise sich ihnen unterworfen haben. Die Gründung des Imperiums geht zurück auf eine kleine Diaspora, welche den Planeten Vulkan vor rund zweitausend Jahren verlassen hatte, um in der Ferne ein neues Leben zu beginnen. Dieser Exodus erfolgte als Rebellionsakt gegen die als dogmatisch empfundene UMUK-Philosophie um Logik und Pazifismus, die in der vulkanischen Gesellschaft seit dem Reformator Surak vorherrscht. Jene Ur-Romulaner, die Vulkan den Rücken kehrten, wurden aufgrund ihrer revisionistischen Denkweise als "Jene, die unter den Schwingen der Raptoren marschieren" bezeichnet.
Die Nation, welche die Abtrünnigen zunächst auf dem Planeten ch’Rihan (Romulus) errichteten, steht - im Gegensatz zu Suraks Prinzipien - für einen leidenschaftlichen Lebensstil voller ungezügelter Emotionen, die die Romulaner bewusst untereinander ausleben, auch wenn sie Außenstehenden gegenüber eher unnahbar und kalt auftreten. Von Anfang an wurde das Recht des Stärkeren und Gerisseneren betont. Nicht verwunderlich erscheint es da, dass sich die generelle romulanische Mentalität im Staatsaufbau reflektiert. Es ist ein Staat, der die unbedingte romulanische Überlegenheit propagiert, seine Feinde mit einer Mischung aus kühler List und glühender Paranoia bekämpft und auch die eigenen Bürger stets observiert. WertesystemDie romulanische Gesellschaft ist autokratisch strukturiert. Der imperiale Senat versammelt die einflussreichsten Gesellschafter, an deren Spitze das Kontinuierliche Komitee (Regierungskörper) samt Prätor (Staatsoberhaupt) und Prokonsul (Stellvertreter) steht. Die Politik des Sternenimperiums ist traditionell bestimmt durch anhaltende, teils blutige Machtkämpfe und Staatsstreiche, die nicht immer entlang ideologischer Trennlinien verlaufen.
Die Durchmilitarisierung der romulanischen Gesellschaft war das entscheidende Werkzeug, um ein Ausgreifen ihrer Zivilisation auf andere Planeten und Völker zu erreichen. Aus diesem Grund ist es für den Prätor und seine Regierung zu jeder Zeit äußerst bedeutsam, die Machthaber innerhalb der Flotte auf ihrer Seite zu haben. Dieser Schulterschluss ist aber gar nicht so einfach sicherzustellen, besteht doch seit jeher ein ausgeprägter Antagonismus zwischen politischer Klasse und Militär. Zudem gibt es eine scharfe Rivalität zwischen der regulären Flotte und dem gefürchteten Geheimdienst (Tal’Shiar).
Von starren romulanischen Werten zu sprechen, würde der besonderen Mentalität dieses Volkes nicht gerecht. Vielmehr sind List und Tücke und damit ein außerordentliches Maß an Anpassungsfähigkeit die Reputations- und Erfolgsgaranten, auf die romulanische Politik ebenso abhebt wie die Gesellschaft als Ganzes. Die Fähigkeit, für Gegner unberechenbar und geheimnisvoll zu sein, wird als Ausweis besonderen Erfolgs gewertet. Die zahlreichen Staatsstreiche in der imperialen Geschichte sind Anhaltspunkte für die flexibel gefügte romulanische Bündnislogik.
Trotz all dieser innergesellschaftlichen Rivalitätsprozesse ist die Abgrenzung zur nicht-romulanischen Umwelt scharf: Ein Superioritätsgefühl gegenüber den meisten anderen Spezies ist ausgeprägt, auch gegenüber den versklavten Remanern auf der Schwesterwelt ch’Havran (Remus). Mit D'Era existiert ein aus der Gründerzeit des Imperiums stammendes, leicht nebulöses Kompendium romulanischer Tugenden, angelegt als Entstehungsmythos der romulanischen Zivilisation. Hier gibt es zwar keinen fest umrissenen, aber doch zumindest Ansätze eines Ehrenkodex oder einer Art Ersatzreligion (vgl. Roman: The Way of D'Era bzw. Exodus). Einer der ältesten romulanischen Grundsätze besagt, dass Wissen wahre Macht ist und Gewalt erst ergriffen werden sollte, wenn sie unumgänglich ist. So erklärt sich die starke Affinität der Romulaner zu Methoden der Spionage und Manipulation sowie ihre Vorliebe, möglichst lange nicht sichtbar in Erscheinung zu treten. Informationen über ihre Kultur lassen sie so gut wie nicht nach außen dringen. Es ist jedoch bekannt, dass sie auch innergesellschaftlich mit Stilmitteln der Verschleierung, Verwirrung und Fassade arbeiten, sodass sich andere Völker oftmals fragen, was eigentlich den Kern romulanischer Identität jenseits solcher Trugbilder ausmacht.
Das koloniale Reich der Romulaner ist bis ins 24. Jahrhundert beträchtlich gewachsen und umfasst Dutzende von Völkern und Planeten. Obgleich die meisten von ihnen den Status von Vasallen innehaben und der unangefochtenen Autorität von Prätor und Senat (ausschließlich romulanisch besetzt) unterliegen, ist romulanische Politik darauf bedacht, das Gros der von ihr beherrschten Welten nicht nur auszubeuten, sondern ihr auch einen gewissen politischen Platz in der imperialen Hierarchie zuzugestehen. Umso hervorstechender ist da das Schicksal der Remaner auf der Zwillingswelt, die schlichtweg den Status von Leibeigenen und Kanonenfutter haben und keinerlei Rechte besitzen. Es gibt sogar Vermutungen, dass die Remaner einst selbst Romulaner waren und durch die auf Remus herrschenden Umweltbedingungen oder Genmanipulation verändert worden sind. Beweise hierfür gibt es jedoch nicht. AußenpolitikDie romulanische Politik ist traditionell von starkem Isolationismus geprägt, also einer bewussten Abschottung von der Außenwelt (zumindest gegenüber anderen Großmächten). Abgesehen von kurzfristigen Zweckabkommen zeigen die Romulaner in der Regel kaum Interesse an Allianzen und lassen sich, von Xenophobie und Misstrauen gegenüber anderen Mächten durchdrungen, nur ungern in der eigenen Entwicklung stören. Umfangreiche Bündnisse geht man nur in akuten Notfällen ein. Das bedeutet jedoch keineswegs, strategische Außenpolitik würde für das Sternenimperium keinen hohen Stellenwert besitzen. Das Gegenteil ist der Fall: Über den Tal'Shiar werden fremde Mächte prinzipiell unterwandert und ausspioniert, mithilfe getarnter Schiffe feindliches Territorium ausgekundschaftet, und wo immer möglich werden gewinnbringende Jointventures im Verborgenen geknüpft. Beispiele hierfür wären das Engagement des Tal'Shiar im klingonischen Bürgerkrieg (2367/68) oder die Kooperation zwischen Tal'Shiar und Obsidianischem Orden, als es darum ging, die Heimatwelt der Gründer aufzuspüren und zu zerstören (2371).
Wichtigstes Instrument romulanischer Politik ist die leistungsfähige und hoch diversifizierte Armada des Sternenimperiums, insbesondere auch die herausragende Tarntechnologie und das fortschrittliche Spionageutiliar. Vor allem kommt es romulanischer Außenpolitik darauf an, ein gegen sie gerichtetes Blockdenken anderer Mächte zu vermeiden und stets strategische Optionen in der Hinterhand zu haben. Unter anderem deshalb wurde die strikte Isolationismuslinie romulanischer Außenpolitik in der Geschichte einige Male unterbrochen. Ein über vierjähriger Krieg gegen die Vereinigte Erde und ihre Verbündeten (2154 bzw. 2156-60), bei dem die Entstehung der Föderation verhindert werden sollte und mit offensiven Mitteln eine Expansion in den Alpha-Quadranten angestrebt wurde, sowie eine begrenzte, kurzweilige Technologieallianz mit dem eigentlich verfeindeten Klingonischen Reich (2268 bzw. 2271) sind prominente Beispiele hierfür.
Eher ungewöhnlich für die romulanische Außenpolitik sind die Phasen 2266 bis 2311 sowie 2344/46. Im ersten Zeitraum meldete sich das Sternenimperium nach langjähriger Isolation mit einem Angriff auf Föderationsaußenposten entlang der Neutralen Zone zurück (2266). Ein ähnlich kampfbereites, auf Revanche bedachtes Verhalten zeigte sich Anfang des 24. Jahrhunderts, als die Romulaner einen rücksichtslosen Eroberungskurs einschlugen und dadurch eine seit dem Irdisch-Romulanischen Krieg nicht mehr da gewesene Kriegsgefahr heraufbeschworen, die erst in Folge des schockartigen Tomed-Zwischenfalls (2311) beigelegt werden konnte. Der zweite Zeitraum ist, am Ende des so genannten Betreka-Nebel-Zwischenfalls (2328-46) angesiedelt, von zwei entscheidenden Überfällen romulanischer Kriegsschwalben auf klingonische Kolonien geprägt (2344 bzw. 2346). Offenbar herrschte auch hier eine Politik des kalkulierten Risikos vor, die jedoch wenig zielführend war, da das romulanische Verhalten eine deutliche Annäherung von Föderation und Klingonen bewirkte.
Ungeachtet dieser schwerwiegenden Konfliktherde blieb der Friedensvertrag mit der Föderation – in seinen Grundlagen geschlossen nach dem Irdisch-Romulanischen Krieg und dann vertieft bzw. präzisiert im Anschluss an den Tomed-Zwischenfall über das Algeron-Vertragswerk – die gesamte Zeit über offiziell in Kraft. Ihm zugrunde lag die Schaffung einer Neutralen Zone zur Föderation und ein striktes Nutzungsverbot von Tarnvorrichtungen für Raumschiffe als Auflage für die Föderation. Während des Dominion-Kriegs im späten 24. Jahrhundert blieben die Romulaner zunächst abwartend und ließen sich sogar auf einen Nichtangriffspakt mit den Gründern ein, konnten dann aber 2374 für die Allianz der Föderation und Klingonen gewonnen werden (2373-75). Aufgrund des Zusammenbruchs der cardassianischen Nation sowie der massiven Verluste des Klingonischen Reichs stehen sich in der Zeit nach dem Dominion-Krieg nur mehr die Föderation und die Romulaner als verbliebene Großmächte auf gleicher Augenhöhe gegenüber.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Außenpolitik des Sternenimperiums in der Nachkriegszeit entwickeln wird. Festzustehen scheint jedoch, dass sich das romulanische Reich immer mehr unter innenpolitischem Druck befindet, da Separations- und Freiheitsbestrebungen ausgebeuteter Völker entstanden sind, ergänzt um das spezifische Momentum einer allmählich erstarkten Wiedervereinigungsbewegung, die der Vulkanier Spock seit 2368 auf Romulus ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt die besondere und fragile politische Situation, die der Putschist Shinzon infolge seines Staatsstreichs und der Zerrüttung der politischen Elite des Sternenimperiums hinterließ (2379). Diese Problematik mag den Wunsch der romulanischen Führung nach einem außenpolitischen Ausgleich einstweilen verstärken. Es wird aber auch auf die Fähigkeit des diplomatischen Corps der Föderation ankommen, die romulanische Bedrohungsperzeption zu mildern, denn der Hang zur Paranoia war auf Romulus stets dann besonders ausgeprägt, wenn man sich in die Enge getrieben fühlte.
StellarkartografieDas Romulanische Sternenimperium erstreckt sich in der oberen 'Westhälfte' des Beta-Quadranten und umspannt in seiner größten Ausdehnung annähernd 3.000 Lichtjahre. Seine Grenzen stoßen hauptsächlich mit den Territorien der Föderation zusammen, aber auch an seinem Unterleib mit dem Klingonischen Reich. Nachdem dem Sternenimperium mit der Niederlage im Irdisch-Romulanischen Krieg und dem Scheitern späterer Expansionsversuche eine Ausdehnung in den Alpha-Quadranten verwehrt blieb, hat es sich im Laufe der zurückliegenden Jahrhunderte - notgedrungen - weiter in den Beta-Quadranten bewegt. Die Potenziale für Gebietszugewinne waren jedoch von vorneherein relativ begrenzt, da in diesem Teil der Milchstraße die Konkurrenz mit den Klingonen naturgemäß groß ist und auch die Föderation, insbesondere im 24. Jahrhundert, immer mehr Mitgliedswelten dazugewonnen hat, was zu einer weitgehenden Umschließung des romulanischen Raums führte; ein Umstand, der die Nervosität des Imperiums nicht unbedingt mildert.
Obwohl das romulanische Stellargebiet, verglichen mit den Territorien der Föderation, Klingonen oder Breen, nur einen mittleren Umfang hat, birgt es auf engem Raum eine relativ große Zahl wertvoller Kolonien und ressourcenträchtiger Himmelskörper. Anders als die Klingonen, die in ihrer expansiven Phase im 23. Jahrhundert auch zahlreiche Gebiete annektierten, die kaum oder gar nicht von strategischer Bedeutung sind, waren die Romulaner beim Ausbau ihres Reichs stets auf einen konkreten Nutzen neu eingegliederter Gebiete bedacht. Infolgedessen sind ihre Versorgungs- und Handelsrouten effizient, ihre Infrastruktur fortgeschritten und ihre Grenzen sehr gut geschützt. Es wäre also ein Fehler, von der Ausdehnung des Sternenimperiums im späten 24. Jahrhundert auf dessen politische, wirtschaftliche und militärische Stärke zu schließen. Tatsächlich bleiben die Romulaner eine der zentralen Gestaltungsmächte im Quadrantengefüge.
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